Dein Freund, der Magnet

Stell Dir vor, es gäbe kein Magnetfeld. Naja, so what? Dann könnte der kluge Pfadfinder die verirrten Kinder nicht aus dem Wald retten, weil seine Kompassnadel schlaff herunterhinge. Und außerdem wüsste man nicht, wo der Nordpol ist. Aber sonst? Magnetismus ist eine der vier Grundkräfte der Natur, und sie ist immer da. Wie die Schwerkraft. Wir nehmen sie hin, wir leben mit ihr. So lange sie da ist. Was aber, wenn sie verschwindet?

Was hier wie Science Fiction anmutet, ist in der Erdgeschichte schon oft passiert. Das Magnetfeld war dann einfach mal weg, und die magnetischen Pole tauchten an ganz anderer Stelle wieder auf. In einer Million Jahren wechseln Nord- und Südpol zweimal die Position. Und dazwischen ist eine tausendjährige Umstellphase mit unklarer Richtung. Früher hätte kein Flugzeug ohne Kompass je sein Ziel erreicht. Und heute, in Zeiten des Navi, ist ein schwaches Magnetfeld wieder eine Gefahr für die Navigation, weil es die GPS-Signale verrauscht. Vor der Küste Brasiliens passiert das immer wieder, und niemand weiß, warum es gerade dort passiert.

Man muss es einfach zugeben: Wir wissen wenig über das Magnetfeld der Erde. Wir wissen fast nichts darüber, wie es sich verändert und was dann geschieht. Wir können uns den Mars ansehen, der sein Magnetfeld fast komplett verloren hat – und damit auch seine Atmosphäre und sein Wasser. Droht uns dasselbe Schicksal? Um dem Erdmagnetismus auf die Spur zu kommen, schickt die ESA* jetzt drei Satelliten auf eine Mission um die Erde. Sie werden aus dem Weltraum noch so kleine Veränderungen und Abweichungen des Magnetfelds messen. Das ist genauer, schneller und billiger als jede andere Methode. Am 4.Oktober geht’s los. Und dann gehen ganze Heerscharen von Wissenschaftlern mit diesen Daten los und rechnen Modelle aus, wie die Zukunft aussehen könnte: Die Zukunft des Klimas, zukünftige Störungen von Navi-Signalen oder neue Rohstoffvorkommen. Wer hätte gedacht, dass der Weltraum so nützlich ist, um unsere Probleme auf der Erde zu lösen!

*In der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA arbeiten 20 Länder zusammen.

1. Juni 2013