Ein Splitter zeigt nach Norden

Wann hattest Du zuletzt einen Kompass in der Hand? Beim Wandern? Oder als App im Handy? Heute brauchen wir Kompanten – so lautet der Plural von Kompass – im Alltag eigentlich nicht. Niemand würde bei einem Stadtbummel nach der roten Nadel wandeln, und auf den Straßen gibt es überall Wegweiser. So finden wir uns ganz gut zurecht, und GPS macht den Kompass vollends überflüssig. Nur noch abseits der Zivilisation kann so ein kleiner Wegweiser ganz nützlich sein – auf einer Bergwanderung zum Beispiel.

Dabei war der Kompass über Jahrhunderte hinweg überlebenswichtig. Auf hoher See gibt es nichts Feststehendes, woran man sich orientieren könnte – abgesehen von der Kompassnadel, die immer nach Norden zeigt oder dem Polarstern. Und im Flugzeug verliert man spätestens über den Wolken jeglichen Richtungssinn. Noch heute führen Schiffe und Flugzeuge hochpräzise Kompanten mit sich, um sich nicht alleine auf die Satellitennavigation verlassen zu müssen. Sicher ist sicher.

Wer aber erfand den Kompass? Es ist unwahrscheinlich, dass ein Tüftler der Antike in seiner Stube saß und sich den Kompass ausdachte, damit Schiffe besser navigieren können. Von einer Erfindung des Kompasses kann eigentlich keine Rede sein, eher von der Erkenntnis und Benutzung der Magnetkraft. Und diese führte am Ende zum Kompass.

Sicher ist, dass die alten Griechen den Magnetstein oder Magnetit kannten. Sie wussten auch, dass sich Splitter von Magneteisenstein in Nord-Süd-Richtung drehen können. Der Schritt zum magnetischen Eisen war dann nicht mehr weit. Wahrscheinlich waren sie als Entdecker der Magnetkraft aber nicht allein. Im China des 12. Jahrhunderts waren Kompassnadeln zur Navigation bereits bekannt. Von China gelangte diese Kenntnis an die arabischen Küsten, wo wegen der meist klaren Sicht auf die Sterne der Kompass nicht so bedeutsam wurde.

Auch die Seeleute in Europa benutzen seit Tausend Jahren eine „magnetisierte, schwimmende Nadel“, wie der englische Gelehrte Alexander Neckam 1187 bemerkte. Für die Seemächte der Alten Welt war der Kompass ein Hightech-Instrument, das sie die Welt entdecken ließ – und sicher von dort zurückbrachte. So wie er heute noch Outdoor-Freaks in aller Welt hilft, die Orientierung nicht zu verlieren.

10. Juli 2013
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