Fühlst Du es auch?

Magnetismus ist uns im Alltag oft nicht bewusst. Dabei ist er überall: an der Kühlschranktür, im Fahrraddynamo, in Lautsprechern, am magnetisch schließenden iPad-Cover.

Magnetismus fasziniert uns. Kinder lieben es, mit Magneten zu spielen und deren Kräfte zu erfahren. Wenn die Waggons der Holzeisenbahn sich selbständig zusammenkuppeln, dann wirkt das wie von Zauberhand.

Es ist ähnlich wie mit der Radioaktivität: Uns Menschen fehlt der physiologische Sinn zur Wahrnehmung. Doch während zu viel Radioaktivität für fast alle Lebewesen schnell gesundheitsschädlich werden kann, nutzen manche Tiere den Magnetismus zum Überleben.

Magnetsinn nennt sich die Fähigkeit, das Magnetfeld der Erde wahrzunehmen und zur Orientierung und Ortsbestimmung zu nutzen. Bei etwa 50 Tierarten gilt der Magnetsinn laut Wissenschaftszeitschrift Nature als nachgewiesen. Darunter sind nicht nur Vögel, Termiten und Ameisen, Wespen, Honigbienen, einige Amphibien und Reptilien, bestimmte Aale und Lachse, sondern auch Säugetiere wie die Waldmaus, der Goldhamster, das Hauspferd. Selbst der Mensch steht im Verdacht, vielleicht doch magnetsensorische Fähigkeiten zu haben. Magnetische Knochen in den Nasennebenhöhlen hat er offenbar, und laut einem BBC-Bericht auch „magnetische“ Proteine im Auge. Ende der Siebziger Jahre glaubte eine Gruppe an der Universität von Manchester, menschliche Orientierungsfähigkeiten per Magnetsinn nachgewiesen zu haben. Doch die Ergebnisse waren von Kritikern nicht reproduzierbar.

Faszinierend ist besonders, was Tiere mit ihrem Magnetsinn anstellen: Dass Zugvögel etwa per Magnetsinn sogar Jahr für Jahr Tausende von Kilometern auf festen Zugrouten von ihren Sommer- zu ihren Winterrevieren ziehen. Übrigens: Die Vermutung, dass der Magnetsinn eine wichtige Rolle zu spielen scheint, hat bereits 1941 ein niederländischer Ornithologe geäußert.

Wer weiß? Vielleicht wird irgendwann ja auch noch entdeckt, dass auch der Mensch entsprechende physiologische Fähigkeiten hat – und wir können den schlummernden Magnetsensor in uns erwecken.

So lange müssen wir jedoch auf unsere Smartphones vertrauen: Ob iPhone, Android- oder Windows-Phone – fast alle enthalten sie Magnete, um die Ausrichtung des Geräts für die Navigation verwenden zu können oder einen virtuellen Kompass anzuzeigen. So, wie mobile Gadgets für manch einen zu einer Erweiterung des Körpers werden, wird der Magnetsensor quasi zu unserem künstlichen Magnetsinn. Und dank der Signale der GPS-Satelliten im Orbit führen uns die kleinen Helfer so genau zum Ziel wie ihr Magnetsinn die Brieftauben in ihren Schlag.

20. Juni 2013