Musik ist magnetisch

In den 80ern war es der Traum eines jeden Jungen: Verstärker, CD-Player und große Boxen – gekauft vom ersten selbst verdienten Geld. Heute ist Musik in Jedermanns Tasche und Teil eines Lebensgefühls, das andere ruhig sehen sollen: Möglichst groß, manchmal bunt, immer auffällig. Ohrhörer waren mal kleine Stöpsel, heute müssen es klobige Kopfhörer sein.

Möglich macht es nicht zuletzt der Magnetismus, denn ohne ihn gäbe es keine Lautsprecher und keine Ohrhörer. Weder das Tonband der 60er Jahre, noch die Musikkassette der 70er, auch nicht die Musik-Speicher und MP3-Player der Gegenwart würde es ohne Magnettechnik geben. Selbst zur Wiedergabe einer Vinyl-LP sind Magnete im Einsatz, die im Tonabnehmer das Signal der Nadel in eine Spannung umwandeln. Das längst vergessene Magnetophon, ein Tonbandgerät von AEG aus den Dreißigern, trägt den Magneten sogar im Namen.

Musik zu speichern und wiederzugeben, wo immer man sie hören mag, ist für uns alle eine Selbstverständlichkeit: diskret mit dem Ohrhörer oder ganz laut zuhause, in Stereo oder 7.1 – Bis vor Hundert Jahren gab es Hausmusik nur, wenn man ein Musikinstrument spielen oder zusammen singen konnte. Heute heißt das ‚Live Musik‘.  Dafür tönt es jetzt überall aus den Lautsprechern. In Nordkorea werden die Straßen pausenlos mit Propaganda beschallt. Hierzulande ist die Musikkulisse in Kaufhäusern, Hotel-Foyers und die  „Fahrstuhlmusik“ unausweichlich.

Gibt es ein Leben ohne Musik? Vermutlich nein, denn in jeder Kultur ist Musik zu Hause. Wohl deshalb ist Musik aus der Konserve so erfolgreich. Gut eine  Milliarde Euro geben die Deutschen Jahr für Jahr für CDs und Musikdownloads aus. Und gut das Doppelte für Live-Konzerte. Das hautnahe Erlebnis zu den Musikern und zur Musik sind wichtig geblieben. Dank Magneten und gigantischen Wänden voller Lautsprecherboxen können Hunderttausende Menschen Open Air beschallt werden.

1. August 2013
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